Wie sollen Gesellschaften auf Unrecht reagieren? Diese Frage steht im Zentrum des Integrationsseminars, das sich mit den Chancen und Grenzen von restaurativer Justiz – einem Ansatz, der Heilung, Verantwortung und die Wiederherstellung sozialer Beziehungen in den Vordergrund stellt. Während das klassische Justizsystem auf Strafe und rechtliche Sanktionierung konzentriert ist, eröffnet die restaurative Justiz eine alternative Perspektive: Sie versteht Gerechtigkeit als Prozess des Dialogs und der Wiedergutmachung zwischen den Beteiligten, orientiert an den Bedürfnissen von Opfern, Tätern und der Gemeinschaft.
Das Seminar untersucht, wie restaurative Verfahren in verschiedenen Kontexte - vom Strafrecht über Bildungseinrichtungen bis hin zur gesellschaftlichen Aufarbeitung historischer Unrechtsvergangenheiten - umgesetzt werden können. Dabei stehen sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Modelle im Mittelpunkt, die deliberative, inklusive und partizipative Wege der Konfliktlösung anbieten. Die Teilnehmenden befassen sich mit Fragen der institutionellen Einbettung, kulturellen Sensibilität und Machtasymmetrien sowie mit den Bedingungen, unter denen restaurative Justiz gesellschaftliche Heilungsprozesse fördern kann. Anhand von Fallstudien und der Analyse konkreter Projekte erarbeiten die Studierenden ein Verständnis der normativen und praktischen Dimensionen dieses Ansatzes. Abgeschlossen wird das Seminar durch ein Kamingespräch mit der Expertin Claudia Christen-Schneider, welches Einblicke in aktuelle Herausforderungen und Perspektiven aus der Praxis bietet.
Das Integrationsseminar wird im Rahmen des Masterstudiengangs Rechtswissenschaft der Universität Luzern in Kooperation mit dem IJF durchgeführt.